Fake it, till you make it!

„Wir sind Hochstapler. Hochstapler unserer Selbst. ‚Ich ist ein anderer‘ – das war einmal ein poetologisches Programm. Jetzt ist es eine unserer grundlegendsten Handlungsmaximen. Ein Anforderungsprofil. Selbstentfremdung ist unsere Schlüsselqualifikation. Hochstapler zu sein, das führt keine negative Konnotation mehr mit sich. Auch keine subversive, anrüchige. Hochstapler zu sein, bedeutet souverän zu sein. Souverän in der Interaktion mit einer Welt, deren höchstes Gut es ist, etwas darzustellen. Hochzustapeln ist die logische Konsequenz auf die Herausforderungen, die unsere Zeit an das Profil des Menschen stellt.“

- Alexander Eisenach

 

Der Regisseur und Autor Alexander Eisenach skizziert das fortwährende Hochstapeln im letzten Akt unserer Menschheitsgeschichte als Konsequenz auf den Hype um die Performance eines Jeden. Nur wer das Kreieren von Fake-Identitäten  beherrscht, kann noch mithalten, ist likeable: „Fake it, 'till you make it.

Ausgehend von seiner assoziativen Inszenierung der Hochstaplerfigur "Felix Krull" im Großen Haus schreibt Eisenach fürs Neue Haus eine Komödie über das uns alle betreffende Prinzip Krull: Wann hat der Mensch die Lüge und somit auch die Wahrheit entdeckt? Wie lautet die erste Lüge der Menschheit? Und was bedeutet die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Lüge für unser Menschheitstheater?

Alexander Eisenach: „Wir sollten ein Manifest der Hochstapler schreiben. Ein Bekenntnis zum Anderen, das wir sind. Es könnte beginnen mit den Worten: Die Welt als Wille zur Unwahrheit.  – Also, das wäre die Überschrift und dann: Wir, die Protagonisten der globalen Ortlosigkeit begreifen uns nicht länger als Opfer einer ökonomischen Logik, deren erste Selbstverständlichkeit die Preisgabe des Ich ist. Unsere Identität ist so wandelbar wie warenförmig. Sie bedeutet nichts über ihren Wert hinaus. Wir sind nomadische, hybride Subjekte im Wechselspiel unscharfer Identitätskonstruktionen. Wir sind ungreifbar. Unlesbar. Wir geben alles und sind dadurch frei. Der Bombast des Selbst, die Wichtigkeit des Ichs, diese gut gepflegte Tradition von Innerlichkeit und Tiefe, sie bedeutet uns nichts. Dieser Körper bedeutet uns nichts. Ihr könnt ihn haben.“

Weshalb also nicht folgerichtig den Humanismus durch Transhumanismus ersetzen ?

Auf Identität verzichten? Uns nicht mehr determinieren lassen von unseren Affekten? Die menschliche Natur mit Künstlicher Intelligenz überwinden? Das menschliche Bewusstsein in digitale Speicher hochladen? Körperlos werden? Wäre die Menschheit dann Teil von etwas Größerem oder würde sie schlichtweg verschwinden?

 

 

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