Liebe Marina, mit deinem Wechsel ins Berliner Ensemble bewegst du dich zwischen Hamburg und Berlin. Bist du gut angekommen?
Das Ankommen streckt sich ja schon seit etwas mehr als einem Jahr: Seit Oliver Reese mir das Angebot gemacht hat, habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet, weiterzuziehen. Ich habe ja auch schon seit einigen Jahren immer wieder in Bochum bei Johan Simons gastiert, um mich inspirieren zu lassen – ich denke, wenn man sich bewegt und Inspiration einholt, kann man sich weiterentwickeln, ganz einfach. Das Ankommen hier am Berliner Ensemble beginnt ja nun vor allem durch die Arbeit und das Miteinander mit den neuen Menschen.
Und wie läuft es bisher in Berlin?
Ich hab ja schon eine kleine, alte Geschichte mit Berlin: Nach der Schauspielschule ging ich zwar kurz nach Zürich. Aber von dort aus begann der Kontakt zu Ostermeiers Baracke am Deutschen Theater. Nach der Zürcher Premiere habe ich dort ein Stück gemacht, mit dem Regisseur Michael Talke und Jule Böwe. Und dann war ich ein paar Jahre an der Schaubühne. So kenne ich Berlin doch einigermaßen gut.
Du befindest dich gerade mitten in den Proben für "Herkunft" nach dem Roman von Saša Stanišić, Regie führt Stas Zhyrkov.
Ja und es ist interessanterweise das erste Mal für mich, dass ich mich mit einem Stoff beschäftige, der aus der Heimat meiner Familie kommt und wo auch ein großer Teil meiner Familie noch lebt. Häufig hat man ja alte oder fremde Stoffe und dann bringt man als Schauspielerin die eigene Fantasie ein und niemand leitet ab, woher du deine Impulse und Träume nimmst, weil das aus dir kommt. Hier ist das diesmal vielleicht etwas anders. Es ist letztendlich Sašas Stanišić Geschichte, aber er hat sich gewünscht, dass wir etwas von uns da mit hineinweben. In seinem Buch fragt er ja danach, wer man ist und ob es ein festes Ich gibt oder ob das nur eine Erfindung ist oder eine erzählerische Konstruktion. Ob es das ist, was die anderen sehen oder etwas, das niemand kennt.
Hast du schon einen Lieblingsort im BE gefunden?
Wenn man zu den Garderoben die Treppen hochgeht, da mag ich es gern. Aber noch kenne ich nicht alles, es gibt vieles zu erkunden. Das ganze Areal des BE ist ja voller Geschichte. Ich finde es schön, dass hier wirklich alle sehr offen auf mich zukommen, sei es Pförtner:innen, Techniker:innen, Inspizient:innen oder andere Kolleg:innen. Das ist doch ganz schön für den Anfang.