Der Verzicht auf Sprache macht die Stücke über alle Grenzen hinweg verständlich – und so erobert die Truppe seit drei Jahrzehnten die Bühnen in aller Welt.
Mittlerweile hat Familie Flöz in 42 Ländern auf allen Kontinenten gastiert und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Werke wie "Ristorante Immortale", "Teatro Delusio", "Hotel Paradiso", "Infinita" oder "Dr Nest" füllen die Theater in Paris, London oder Beijing bis auf den letzten Platz. Rund 100 Gastspiele pro Saison, vor allem im europäischen Ausland, sind für die Compagnie keine Seltenheit.
Das Besondere an den Stücken ist ihr feiner, poetischer Humor, der an Chaplin, Keaton oder Tati erinnert. Die liebevoll gezeichneten Figuren scheitern stets an den Widrigkeiten des Alltags. Ihre Nähe zum Clown ist nicht zu leugnen. Für Familie Flöz entsteht Komik immer erst aus dem Tragischen: Lachen als Befreiung vom Schmerz. Samuel Becketts berühmtes Diktum "Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better." beschreibt diese Haltung treffend – auf der Bühne wie im künstlerischen Prozess.
Die Stücke entstehen kollektiv: Die Spieler:innen sind zugleich Autor:innen. Über Improvisationen und intensive Diskussionen entwickeln sie Figuren und Geschichten. Dabei wird jede Figur genau befragt – im sprichwörtlichen "heißen Stuhl": Wer bist du? Warum bist du so geworden? Was denkst du über die anderen?
Erst wenn die Figur inhaltlich Gestalt gewonnen hat, entsteht die Maske, hinter der sie schweigend lebendig wird. Sprache ist dann nur noch die Gussform, aus der das eigentliche Wesen hervorgeht. Vollständig ist eine Figur erst, wenn sie ohne Worte verständlich ist – und das Publikum selbst beginnt, ihre innere Welt zu entschlüsseln.
"Die Gestalten auf der Bühne haben etwas Staunendes, oft Traurig-Erschrockenes. Es sind Mischwesen aus Vitalität und Mechanik, halb Skulptur, halb Mensch. Unbeweglich im Gesicht, wo man Ausdruck am meisten erwarten würde – und doch sprechend mit allen Gliedern." (Peter Kümmel, DIE ZEIT)
Hajo Schüler, Mitbegründer der Company, Regisseur und Maskenbauer von FINALE (eine Ouvertüre), sagt dazu:
"Unsere Stücke entstehen zwar auf der Bühne, vollenden sich aber erst in der Imagination der Zuschauenden. In deren Fantasie werden die Masken lebendig. Sie sind Werkzeuge, um eine Verbindung zwischen Bühne und Publikum zu schaffen. Gerade die Starre der Maske lädt dazu ein, eigene Erfahrungen in das Bühnengeschehen einzubringen. Theater ist für mich einer der wenigen öffentlichen Orte, an dem wir diese Verbindung heute noch körperlich spüren können – unterhaltsam, berührend, und im besten Sinne gemeinschaftlich."
Nach 30 Jahren gemeinsamer Arbeit ist FINALE (eine Ouvertüre) nicht nur ein neues Stück, sondern auch eine Hommage an das Publikum.