Backstage

Fragmente eines gestrichenen Monologs über das Leben

Autor Jakob Nolte arbeitet derzeit in seiner Schreibstube daran, Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" für das Berliner Ensemble als "Kinder des Universums" kernzusanieren. Während dieses Prozesses wollten wir ihn zwar nicht stören, aber trotzdem einen Blick in seinen Kopf erhaschen. Kurzum hat Jakob Nolte uns für Sie hineinblicken lassen. 

Jakob Nolte und Inke Johannsen | 06.05.23
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
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Theaterkasse

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Der reguläre Vorverkauf für alle Vorstellungen vom 7. Juli bis Spielzeitende am 20. Juli beginnt am 3. Juni! Unsere Theaterkasse hat montags bis samstags von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr für Sie geöffnet.

Für das Berliner Ensemble befasst sich der Autor und Dramatiker Jakob Nolte derzeit mit Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" – besser: Mit dessen Kernsanierung. Für das Deutsche Theater Berlin hat er bereits erfolgreich William Shakespeares "Der Sturm" und Miguel Cervantes "Don Quijote" bearbeitet. Ansonsten schreibt er Romane und betreibt mit seinem Schriftstellerkollegen Leif Randt die Plattform "Tegel Media", einem Onlineverlags-Label für Gegenwartsbetrachtungen im Web. Seine Arbeiten balancieren zwischen Übersetzung, Prosa und Erfindertum, stets unerwartet, humorvoll und von besonderer Wucht.
Ins Universum zieht es nun die titelgebenden Kinder und der Schreibprozess läuft auf Hochtouren. Anhand eines Klassikers einen neues Stück zu bauen, kostet Zeit und Energie, dennoch möchten wir Sie an diesem spannenden Prozess teilhaben lassen. Für die interessierte Leser:innenschaft des Digitalen Magazins breitet er seine Notizsammlung aus.
 

In einer Zeit, da politische Ereignisse die dunklen Instinkte der Habgier und des Hasses geweckt haben (Kulturlosigkeit des Kapitalismus), ist auch das Herz des Landes verdunkelt. Es brennt mit keiner hellen Flamme mehr, es rußt wie ein nasses, schwelendes Stück Holz. Ich weiß, dass es ein grober Vergleich ist, aber er ist trotzdem berechtigt. /// In einer Fabrik in Moskau fragte ich einen Arbeiter: Warum liest du so gern? Er antwortete: Um leben zu lernen. /// Wolfsburg oder Kinshasa /// Mein Herz hat Zahnschmerzen. /// Ein Feuer anzuzünden ist für mich immer ein Genuss, und ich bin bereit, ganze Tage lang ins Feuer zu starren, wie ich tagelang, ohne müde zu werden, Musik hören kann. Die Leidenschaft für die Zerstörung ist eine schöpferische Leidenschaft. Die ganze Welt muss brennen, die alte Welt muss zerstört werden. Auf den Brandstätten der alten Welt, auf den Ruinen der alten Welt wird sich aus eigener Kraft eine neue und bessere Welt erheben. /// Kennen Sie etwas schöneres als Europa? Ich nicht. Finden Sie auch, dass Europa verteidigt werden muss? /// Nächstenliebe ist Realpolitik. /// Ich wurde als Idealist geboren, aber jetzt fühle ich mich immer mehr als Skeptikerin. Die Menschen sind beschränkt und vulgär und das Leben ist traurig und dunkel (Stimmung der permanenten Verzweiflung über den Weltzustand). /// Das Gute im Leben bleibt verborgen. Glauben Sie mir. /// Fürst-Pückler. /// Wissen Sie, ich lebe schon seit über 150 Jahren in diesem Haus. Ich weiß. Man sieht es mir nicht an. Aber so ist es wirklich. Die Eltern und Ureltern und Urureltern der Protassows kenne ich schon. Alle waren auf ihre Art Idioten. Pastoren, Gelehrte, Soldaten … Überleben tut man ja alles … außer der Geschmacklosigkeit. Die ist tödlich … es ist natürlich Quatsch, dass ich über 150 Jahre alt bin. Kein Mensch wird so alt. Ich bin vielleicht Ende 60, Anfang 70, so was