HausBEsuch: Kinderspiel und Handwerk

Silke Glückstein ist passionierte Theatergängerin, leitet die Kindertagesstätte Oberlin der evangelischen Matthäus-Kirchengemeinde und legt großen Wert darauf, dass sich Kinder schon früh selbst entfalten können. In ihrer Kindertagesstätte in Steglitz können rund 90 Kinder täglich an der Werkbank, im Bastelbereich oder im großen Garten ihre Interessen kennenlernen, Gruppendynamiken ausloten und sich ausleben. Oliver Reese zeigt sich angesichts der gut ausgestatteten Werkbank beeindruckt - dass schon Fünf- oder Sechsjährige hier mit Hämmern umgehen, überrascht ihn sehr. Selbstbewusst zeigt Silke Glückstein ihm daraufhin die Werkstücke der Kinder und führt außerdem an, dass das Spielen der Kinder im Fokus steht. Hier entdeckt sie natürlich auch Parallelen zum Theaterspielen: Das Spiel sowohl als Ausdruck von Gefühlen als auch als eine soziale Rollenvergabe. Eine ihrer Kolleginnen bietet Theaterkurse für die Kinder an - mit Puppen und Improvisation spielen die älteren Kinder den Krippenkindern bereits kleine Szenen vor. Was das Theater für sie bedeute, beantwortet sie grundlegend: Theater sei für sie Lebensnahrung und damit für sie grundsätzlich notwendig. 
 

Jenny Andersen ist Zweiradmechanikerin und Werkstattleiterin bei "Bicicli" direkt neben dem Berliner Ensemble. Seit sieben Jahren existiert der Laden bereits, in denen eine schöne Symbiose entstanden ist: Viele Kolleg:innen des Berliner Ensembles schauen zur Reparatur bei ihr vorbei und sie schaut regelmäßig die Inszenierungen des BE-Repertoires. Die Vorstellungen hallen auch während ihrer Arbeit nach - sei es ein bestimmtes Thema oder nur ein einzelnes Zitat, über das sie am nächsten Tag gern noch nachdenkt. Besonders beeindruckt hat sie Kay Voges' Inszenierung "RCE" nach dem Roman von Sibylle Berg, der bildgewaltig Zukunftsszenarien entwirft. So nah diese Bilder auch in ihrer Reizüberflutung sind, Jenny betrachtet das Theater als horizonterweiternd und sieht in ihren Theaterbesuchen eine Flucht aus dem Alltag.