Das Berliner Ensemble plant ab Ende März (selbstverständlich unter erhöhten Schutz- und Hygienemaßnahmen) den Probenbetrieb für fünf Produktionen aufzunehmen und bereitet sich damit auf mögliche Öffnungsszenarien nach Ostern vor. Ersan Mondtag wird unter dem Titel "w̶̶a̶̶g̶̶n̶̶e̶̶r̶̶ ̶–̶ ̶̶d̶̶e̶̶r̶̶ ̶̶r̶̶i̶̶n̶̶g̶̶ ̶̶d̶̶e̶̶s̶̶ ̶̶n̶̶i̶̶b̶̶e̶̶l̶̶u̶̶n̶̶g̶̶e̶̶n̶" eine Überschreibung von Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen" von Thomas Köck zur Uraufführung bringen, Oliver Reese adaptiert den vielbeachteten Roman "Sarah" von Scott McClanahan für die Bühne und die niederländische Regisseurin Nanouk Leopold inszeniert "Anatomie eines Suizids" von Alice Birch. Außerdem erarbeitet Cordelia Wege einen Monolog ausgehend von Stefan Zweigs Novellensammlung "Amok" und in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch entsteht eine Bühnenadaption nach Klaus Manns "Mephisto". Ende März werden zudem die Endproben für "Die Dreigroschenoper" in der Regie von Barrie Kosky fortgesetzt. Aufgrund der aktuellen Situation ist es derzeit leider nicht möglich, verbindliche Premierendaten bekanntzugeben. Diese werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Uraufführungen u.a. in der Regie von Ersan Mondtag und Oliver Reese
150 Jahre nach Richard Wagners Opernadaption der Nibelungensaga nimmt sich der österreichische Autor Thomas Köck Wagners Hauptwerk an und verankert den urdeutschen Mythos in unserer Gegenwart. In Köcks Überschreibung "̶w̶̶a̶̶g̶̶n̶̶e̶̶r̶̶ ̶–̶ ̶̶d̶̶e̶̶r̶̶ ̶̶r̶̶i̶̶n̶̶g̶̶ ̶̶d̶̶e̶̶s̶̶ ̶̶n̶̶i̶̶b̶̶e̶̶l̶̶u̶̶n̶̶g̶̶e̶̶n̶ (a piece like fresh chopped eschenwood)" irrlichtert Wagners Personage durch eine Nervenheilanstalt. Held Siegfried trifft hier auf Nibelungen, Riesen und Zwerge, die allerdings – von Köck in die Gegenwart geschrieben – das eigene Handeln und den Status Quo von Gesellschaft, Wirtschaft, Natur und Richard Wagners Antisemitismus diskutieren. Die Uraufführung wird von Ersan Mondtag inszeniert, der am Berliner Ensemble zuletzt Brechts "Baal" auf die Bühne brachte. Intendant Oliver Reese inszeniert die Uraufführung von Scott McClanahans Roman "Sarah" als Monolog mit Marc Oliver Schulze im Neuen Haus. McClanahans Roman über das Leben eines amerikanischen Durchschnittstypen gehört zu den literarischen Entdeckungen des letzten Jahres. In der Übersetzung von Clemens Setz ist es der erste Roman des amerikanischen Autors, der auf Deutsch erschien. "Sarah" ist eine Hymne auf das Leben am Abgrund, die Geschichte einer Ehe, die zu Ende geht und der Versuch, das Gemeinsame in einer Welt voller Individuen zu finden.
Erste Regiearbeit von Nanouk Leopold im deutschsprachigen Theater
Die niederländische Film- und Theaterregisseurin Nanouk Leopold, deren Filme u.a. bereits auf der Berlinale und bei den Filmfestspielen in Cannes zu sehen waren, wird Alice Birchs "Anatomie eines Suizids" inszenieren und gibt damit ihr Debut im deutschsprachigen Theater. Das Stück der mehrfach ausgezeichneten Autorin Alice Birch, die auch als Drehbuchautorin tätig ist und zuletzt Sally Rooneys "Normal People" als Serie adaptierte, erzählt die Geschichte von drei Frauengenerationen einer Familie – von Depression, generationsübergreifender Suizidalität und dem Tabu einer "nicht funktionierenden Mutter". Der Text verwebt geschickt die Biografien der Frauen, gespielt von Sina Martens, Claude De Demo und Judith Engel, und stellt sie simultan auf die Bühne.
Unter dem Titel "Amok" entwickelt die Schauspielerin Cordelia Wege, die bereits mehrfach am Berliner Ensemble zu sehen war, für die Bühne des Großen Hauses einen Monolog, der auf Stefan Zweigs gleichnamiger Novellensammlung basiert. Im Zentrum des Abends steht Zweigs Novelle "Der Amokläufer", die sich im Kern um die Geschichte eines Mannes dreht, der eine Frau zum Objekt seiner Begierde macht und "Amok" läuft, hin und her wandernd zwischen vollkommenem Besitzanspruch und völliger Selbstauflösung.
In Kooperation mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch finden außerdem Proben statt für "Mephisto" nach dem Roman von Klaus Mann. In seinem Roman aus dem Jahr 1936 porträtiert Mann den berühmten Schauspieler Gustaf Gründgens, der im Berlin der NS-Zeit zum Intendanten aufstieg. Der Regisseur und Schauspieler Till Weinheimer erarbeitet mit einem Ensemble aus fünf Studierenden des 3. Jahrgangs eine musikalische und gegenwärtige Theateradaption des Romans.
Der Probenbetrieb für alle Produktionen findet gemäß den aktuellen Vorgaben des Berliner Senats und den damit einhergehenden Schutz- und Hygienemaßnahmen statt. Alle Ensemblemitglieder und Beteiligten auf der Bühne werden regelmäßig getestet.