Phantom

Phantom

von Dieudonné Niangouna
Aus dem Französischen von Isolde Schmitt
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
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Theaterkasse

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Der reguläre Vorverkauf für alle Vorstellungen bis 2. Dezember 2024 startet am 4. Oktober um 10 Uhr. Unsere Theaterkasse hat montags bis samstags von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr für Sie geöffnet.

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Eines regnerischen Morgens klopft ein alter Mann an die Tür einer deutschen Familie im Schwarzwald. Mit ihm tritt nicht nur die Vergangenheit, sondern auch ein anderer Kontinent ein: Der Besuch des Mannes, der Martha und ihre Geschwister aus Afrika zu kennen behauptet, spült längst Vergessenes, Verdrängtes und Verschwiegenes an die Oberfläche und stellt die Identität jedes Einzelnen radikal in Frage.

Der Autor, Regisseur und Schauspieler Dieudonné Niangouna ist für seine bildstarke und wortgewaltige Theatersprache bekannt. 1997 gründeten er und Criss Niangouna in Kongo Brazzaville ihre eigene Theatergruppe, seit 2009 sind seine Arbeiten auch regelmäßig in Europa zu sehen. Für seine erste Arbeit in Berlin hat er für Schauspieler des Berliner Ensembles einen neuen Text geschrieben.

 

In der Familie Zoller schwelen schon seit längerem Konflikte, als eines regnerischen Morgens ein alter Mann an ihre Tür im Schwarzwald klopft. Mit ihm tritt nicht nur die Vergangenheit, sondern auch ein anderer Kontinent ein: Der Besuch von Thomas Herg, der Martha, Hermann und Maria aus Afrika zu kennen behauptet, spült längst Verdrängtes und Verschwiegenes an die Oberfläche. Langsam, aber unbeirrbar, unterzieht er die Familie einem Ritual und legt so die Lügen der Vergangenheit offen: Anders als Martha behauptet, ist sie nicht die Schwester von Hermann und Maria und nicht die Tante von Kevin. Martha ist nicht die Tochter von Alexander Zoller, der eine Kakaoplantage im Kamerun betrieb, sondern war als junge Frau an ihn verkauft worden, um für ihn zu arbeiten. Als Thomas Herg die junge Martha auf der Plantage in Bafoussam sah und sich in sie verliebte, nahmen die Dinge ihren Lauf: In dem Feuer, das er legte, um Martha zu befreien, starb Zoller. Martha konnte Hermann und Maria, die kleinen Kinder ihres Herrn, retten, doch viele andere Menschen verloren in den Flammen ihr Leben. Seitdem sind Jahrzehnte vergangen. Martha lebt als die Schwester von Hermann und Maria auf dem Anwesen der Zollers im Schwarzwald, als Thomas Herg erneut in ihr Leben tritt. Er konfrontiert sie und den Rest der Familie mit der Tatsache, dass er nie aufgehört hat, Martha zu lieben – und mit den Lügen, auf denen die Familie im Schwarzwald ihr Leben aufgebaut hat. Dieudonné Niangouna hat mit "Phantom" ein Stück für fünf SchauspielerInnen des Berliner Ensembles geschrieben. In seinem Text thematisiert er die Verdrängung der deutschen Kolonialgeschichte. Nur durch die Konfrontation mit ebenso schmerzhaften wie komplexen Aspekten nationaler und individueller Vergangenheit kann ein wahrhaftiger und produktiver Entwurf für die Gegenwart und die Zukunft überhaupt erst entstehen. Katja Hagedorn

  • Dieudonné Niangouna Regie und Bühne
  • Alvie Bitémo Kostüme
  • Pierre Lambla, Armel Malonga Komposition
  • Sean Hart Video
  • Isolde Schmitt Übersetzung und Dolmetschen
  • Katja Hagedorn Dramaturgie

Interview mit Dieudonné Niangouna

Gazettengeraune

"Der ganze Abend ist irritierend, weil er anders ist, als wir es gewöhnt sind. Aber gerade diese Irritation, gerade zu sehen, dass Darstellerinnen wie Bettina Hoppe oder Josefin Platt, ganz ungewöhnliche Gesten, ungewöhnliche Sprachformen wählen, was manchmal befremdlich wirkt, setzt etwas frei. Das ist ein spannender und interessanter Theaterabend."Deutschlandfunk Kultur

"Niangouna bedient sich ästhetischer Instrumente, mit denen er das Ghetto des postmigrantischen Theaters, Kulturmoden der Black Community hinter sich lässt. Insofern ist 'Phantom' ein Erfolg."Tagesspiegel

"Das Erstaunliche an 'Phantom' ist, dass Dieudonné Niangouna eine Geschichte über Kolonialismus und Verdrängung erzählt, die aber nicht von Schwarzen und Weißen handelt, sondern von der Zerstörung der Weißen untereinander. Keiner ist schuldfrei, keiner ist frei von einem Wahn, mit dem er sich die Welt zurechtzimmert."taz

"Der ganz andere, für uns ungewohnte Blick Niangounas auf die deutsche Kolonialgeschichte in Afrika, macht seine Arbeit bemerkenswert."Deutschlandfunk