Backstage

Jugend ohne Kunst

Kara Kovacs absolviert ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Dramaturgie des Berliner Ensembles und hat im Digitalen Magazin bereits Einblicke in ihre Beobachtungen und Gedankengänge zum Theaterbetrieb gegeben. Nun wird sie mit einer Open Stage selbst in den Werkraum einladen.

Paulina Elfi Heyse, Kara Kovacs und Inke Johannsen | 27.06.25
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
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Der Vorverkauf für alle Vorstellungen bis Spielzeitende am 20. Juli läuft! Der reguläre Vorverkauf für September startet am 3. Juli. Unsere Theaterkasse hat montags bis samstags von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr für Sie geöffnet.

Am 13. März 2020 schlossen viele Bundesländer ihre Schulen, an den Theatern wurde der Probenbetrieb eingestellt wurde pausiert. Was zunächst eine erzwungene Pause bedeutete, entwickelte sich zehn Tage später zum ersten Lockdown, dessen Auswirkungen sich noch heute zeigen. 

Hier knüpfen Kara und Paulina Elfi Heyse an, die sich schon seit einer Weile mit Bewältigungsstrategien in Krisenzeiten beschäftigen. 

Zwei volle Jahre ihrer Schulzeit erlebten sie digital, weitere fanden immer noch unter dem Einfluss der Pandemie statt, so wie bei den meisten ihrer Generation. Was die beiden in dieser Zeit entdeckten: Theater. Als Bewältigungsstrategie. Kulturelle Teilhabe, wie Theater-Jugendgruppen oder der Theaterkurs in der Oberstufe, wurden zum Ventil und gewannen immer mehr an Wichtigkeit für sie. Hier konnten Emotionen ausgesprochen, ernstgenommen und verhandelt werden, hier fand Lob, Wertschätzung und Teamgeist einen Weg in den gerade wieder neu hergestellten Alltag der Jugendlichen. Diese Dringlichkeit motivierte sie dazu, auch nach dem Abitur weitere Schritte in die Szene zu setzen – mussten aber kurz darauf mit Schrecken feststellen, dass ihnen nun Steine in den Weg gelegt werden: Die Kürzungen des Senats im Bereich Kultur. Von Anfang an waren sie auf den Demos dabei, hörten Kolleg:innen ihr Leid klagen und sahen wie selbst erfahrene Kunstschaffende, nun in ihrem unmittelbaren Umfeld, ihre Besorgnis äußerten. 
Sie fragen sich: Ist niemandem klar, dass es Kunst war, die so viele unserer Generation aus dem Corona-Loch geholt hatte? Sieht niemand, wie nötig das Bildungssystem kreative Lösungen und kulturelle Teilhabe hat, nachdem man junge Menschen jahrelang fast zu Haus vergessen hat?

 

Als Abschlussprojekt ihrer FSJ-Zeit bringen sie nun einen gemeinsamen Abend auf die Bühne des Werkraums, das die verlorenen und wiedergefundenen Stimmen derjenigen vereint, die ihre Teenager:innenjahre zu einem Großteil einbüßen mussten und dafür künstlerische Ausdrucksformen gefunden haben.

 

Paulina stellte vor allem während ihrer Jugend in Weimar fest, wie wenig kulturelle Angebote und Räume es häufig für junge Menschen gibt, um sich frei auszudrücken und sich mittels ihrer Interessen untereinander zu vernetzen. In der Hoffnung, das, was sie in der Kleinstadt so vermisst hatte, in Berlin zu finden, begann sie ihr FSJ im Kulturbereich und musste feststellen, dass die neuen Räume, die sich ihr da eröffnet hatten, durch die Kultur Kürzungen bedroht waren und Stück für Stück auch dahinschwanden. Zwar frustriert, aber dadurch doch auch motiviert und durch ihr FSJ-Kultur an der Quelle der Kunst, gab es endlich die Möglichkeit, nicht nur dabei zuzusehen wie die die Kulturszene immer mehr Einbußen machen muss, sondern selbst etwas zu schaffen, um gegen das Verschwinden vorzugehen.

Deswegen baten die beiden acht Menschen aus ihrem FSJ-Jahrgang um Beiträge – seien es Szenische Texte, Songs, Musikstücke oder Gedichte die am 27. Juni ab 20 Uhr zu erleben sein werden.

 

Can't stop running from myself 
Tell me, Am I becoming like them? 
I lay on my bed in the dead of the night 
All of these thoughts running wild in my mind 

-    Alexis Quasdorf  “Racing thoughts” (Song)

 

Sie beweisen ihrem eigenen Titel das Gegenteil und präsentieren sich als die jungen Menschen, die es geschafft haben, aus ihren eigenen Krisen mit Stärke herauszugehen. 
"Das alles mit einem leicht süffisanten Unterton, denn nicht die ganze Jugend befindet sich in der privilegierten Position – aus "Jugend ohne Kunst" kann ganz schnell "Jugend ohne Gott" werden", merken Kara und Paulina an. 

"Jugend ohne Kunst" beginnt mit dem 13. März 2020, an dem die Welt plötzlich still stand und beschreibt einen Zeitstrahl bis in unsere heutige Zeit, die nun von neuen Krisen geprägt ist. Fünf Jahre werden also von den Teilnehmenden Revue passiert und dabei jeder Act zeitlich eingeordnet, von dem Tag, an dem die Schulen schließen mussten, bis heute, wo niemand der Jugendlichen mehr in die Schule geht und sie nun ihrer Zukunft entgegenblicken.  
 

Paulina Elfi Heyse, geboren 2005, wuchs in Weimar auf und machte dort 2024 an der Freien Waldorfschule Weimar ihren Abschluss. Im Anschluss zog sie nach Berlin und absolviert seitdem ihr Freiwilliges Soziales Jahr Kultur am RambaZamba Theater in der Theaterpädagogik.  


Kara Olivia Kovacs, leidenschaftliche Zitatesammlerin und seit neustem befugt, sich selbst zu zitieren, machte 2024 in Berlin ihren Abschluss, um sich kurz darauf ebenfalls in das Theater zu stürzen, genauer gesagt: In die Dramaturgie des BE. Phasen der Übermotivation und neugewonnene Kenntnisse der dramaturgischen Verhandlungen führten sie an den Heimathafen NK sowie schließlich zu diesem Projekt.