Sein ganzes Leben hat Franz Kafka mit der Frage gerungen, was sein Jüdischsein für ihn bedeutet. Aufgewachsen in einer assimilierten Familie verband er die sporadischen Synagogenbesuche eher mit Zwang. Die religiösen Regeln, ihre Auslegungen und Erzählungen befremdeten ihn mindestens genauso, wie sie ihn faszinierten. Kaum verwunderlich, dass es vielmehr die jüdische Kultur, die Kunst, genauer gesagt: das Theater in jiddischer Sprache war, welches Kafka den ersten Anstoß gab, sich dem Judentum zu nähern.
Im Herbst 1911 besuchte Kafka regelmäßig die Aufführungen einer ostjüdischen Theatergruppe. Ihre tragikomische Erzählweise, die Vermischung von Gesang, Tanz, Drama und der selbst-verständliche Umgang mit dem Jiddischen beeinflusste nachweislich sein Schreiben.
Vor diesem Hintergrund inszeniert Opernregisseur Barrie Kosky Kafkas berühmtesten Roman "Der Prozess" und weitere Texte als Auseinandersetzung mit Kafkas Judentum auf Deutsch, Jiddisch, Hebräisch, jeweils mit deutschen Untertiteln, und – natürlich – mit viel Musik! Für den schwerkranken Kafka selbst mündete diese stets auch schuld- und schambehaftete Auseinandersetzung erst durch die Begegnung mit Dora Diamant im letzten Jahr vor seinem Tod, wenn nicht in Erlösung, so doch zumindest in eine Art Trost.
Koskys künstlerisches Schaffen durchzieht ein fortwährendes Interesse, dem Publikum Zugang zu unbekannteren Bereichen jüdischer Kultur zu eröffnen. In diesem Sinne setzt der ehemalige Intendant der Komischen Oper Berlin nach seiner erfolgreichen Inszenierung der "Dreigroschenoper" seine Zusammenarbeit mit dem Berliner Ensemble fort.
- Kathrin Wehlisch als Josef K.
- Paul Herwig als Der Aufseher u.a.
- Constanze Becker als Frau Grubach, Leni u.a.
- Gabriel Schneider als Frl. Büstner, Advokat Huld u.a.
- Joyce Sanhá als Frau des Gerichtsdieners, Kaplan u.a.
- Alexander Simon als Onkel Karl u.a.
- Martin Rentzsch als Kaufmann Block u.a.
- Alma Sadé als Dora Diamant
- Stephan Genze als Schlagzeug
- Otwin Zipp als Kontrabass/Posaune/Tuba
- Adam Benzwi als Klavier
- James Scannell als Holzbläser
- Ralf Templin als Gitarren
- Daniela Braun als Geige
- Gabriel Rosenbach als Trompete
- Barrie Kosky Regie
- Adam Benzwi Musikalische Leitung
- Katrin Lea Tag Bühne und Kostüme
- Mariana Souza Choreografie
- Eric Dunlap Video
- Ulrich Eh Licht
- Sibylle Baschung Dramaturgie