Die schmutzigen Hände

Von Jean-Paul Sartre
Aus dem Französischen von Eva Groepler
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
Kontakt & Anfahrt

Theaterkasse

+49 30 284 08 155
theaterkasse@berliner-ensemble.de

Der Vorverkauf für alle Vorstellungen bis 3. Juni 2024 läuft; der Vorverkauf für Juni/Juli startet am 8. Mai. Unsere Theaterkasse hat montags bis samstags von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr für Sie geöffnet.

  • Die Vorstellung entfällt ersatzlos aufgrund eines Wasserschadens

  • "RCE" statt "Die schmutzigen Hände" aufgrund eines Wasserschadens. Ursprüngliche Karten sind weiterhin gültig.

Sartres Stück beleuchtet den Konflikt zwischen Idealismus und Realpolitik. Der Anführer einer revolutionären Partei "Illyriens", Hoederer, plant eine Allianz mit dem Feind. Er will weiteres Blutvergießen vermeiden – und zugleich die eigene Beteiligung an der Macht nach dem Krieg sichern. Hugo wird von der Partei beauftragt, Hoederer zu stoppen. Er soll ihn töten, hadert aber damit. Als er ihn schließlich doch tötet, tut er es nicht aus Überzeugung, sondern aus Eifersucht. Ist seine Tat noch eine politische Tat? Aus welcher Überzeugung hat er sie begangen – und macht das einen Unterschied? 

Die kondensierten Inszenierungen der slowenische Regisseurin Mateja Koležnik wirken oft wie ein Brennglas – und zeigen so gesellschaftliche Konflikte, die aus der Perspektive jeder Figur plausibel werden.

Illyrien, ein fiktiver Balkanstaat, hat während des Zweiten Weltkriegs mit den Deutschen kooperiert. Doch nun wendet sich das Blatt, die russischen Truppen rücken näher und Deutschland scheint den Krieg zu verlieren. Die politischen Kräfte im Land sortieren sich neu. Der Regent und die Nationalliberalen suchen neue Verbündete. Die kleine „Partei des Proletariats“ sieht ihre Chance, unter einer Besatzung der Roten Armee an Einfluss zu gewinnen. 

Sie ist allerdings gespalten: Der sozialdemokratische Flügel unterstützt Hoederer, der dafür Allianzen schließen will – auch um die Kämpfe so bald wie möglich zu beenden und unnötige Tote zu vermeiden. Der radikalere Flügel um Louis und Olga lehnt derlei Kompromisse ab. Als Hoederer mit einer knappen Mehrheit die Zustimmung bekommt, in Verhandlungen einzutreten, plant der radikale Flügel ein Attentat auf ihn. Den Auftrag bekommt der junge Idealist Hugo. Er zieht mit seiner Frau Jessica zu Hoederer und wird dessen Sekretär. Hier entdeckt Jessica den Revolver und erfährt von Hugos Auftrag. In ihrer Art, das Vorhaben halb ernst zu nehmen, halb zum Spiel zu erklären, entlarvt sie Hugos Narzissmus, der sich eine heldenhafte Tat ausmalt und auf Anerkennung hofft. Tatsächlich schiebt er die Tat von Tag zu Tag auf, die vertrauensvollen Gespräche mit Hoederer machen es für Hugo praktisch unmöglich, ihn zu erschießen. Er kann nicht verhindern, dass es zu Verhandlungen kommt. 

Als Hugo Hoederer und Jessica bei einem Kuss ertappt, schießt er schließlich doch. Während Hugo im Gefängnis ist, ändert die Partei ihre Politik im Sinne Hoederers. Nach der Entlassung muss Hugo sich entscheiden, ob er dem gemäßigten Kurs folgt – oder an seinen Ideen festhält. Wenn er im Rückblick alle seine Entscheidungen überprüfen könnte, würde er wieder so handeln? Könnte er anders?

von Karolin Trachte

Digitales Magazin

Trailer

Pressestimmen

"Spielerische Wucht, ästhetische Präzision, moralische Abgründe: Mateja Koležnik inszeniert Jean-Paul Sartres Drama am Berliner Ensemble."Berliner Morgenpost

"Die zentrale Stärke der Aufführung ist, dass sie sich ganz auf das Ensemble konzentriert und dahinter ein großes Rätselbild hat, das den Abend auch alleine trägt."Deutschlandfunk Kultur

"Sartres szenische Parabel auf die Frage, wer recht hat, die Partei oder die Prinzipien, könnte heute leicht kolportagehaft wirken. (…) Umso erstaunlicher und aufsehenerregender, dass Regisseurin Mateja Koležnik und Bühnenbildner Olaf Altmann sich dazu entschieden haben, das Stück konzentriert als existenzialistische Darstellung scheiternder Hingabe zur Aufführung zu bringen.Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Ein starker Abend."Deutschlandfunk Kultur

"Nach drei Minuten ist der Maßstab für die Fallhöhe des Abends aufgestellt, doch außer der Wand fällt nichts, nicht der Maßstab und erst recht nicht der Abend. Im Gegenteil. In knappen 95 Minuten bringen Koležnik, ihr Team und ihr durchweg fulminantes Ensemble dieses fast 80 Jahre alte Diskursstück derart Nagel-auf-Kopf auf die Bühne, dass einem Hören und Sehen verginge, wären Ohren und Augen, Herz und Hirn nicht weit geöffnet, um alles aufzunehmen in der Absicht, diese intellektuelle Schärfe, diese spielerische Wucht, diese ästhetische Präzision zu einem Bündel zu schnüren, zu entflechten und endlich ein Analysemuster daraus zu entpuzzlen: Wie mit diesen moralischen, politischen, selbstgerechten und Weltveränderung beanspruchenden ideologischen Verirrungen und Verwirrungen auch für heutige Tage ein Zerrbild zu zeichnen wäre."Berliner Morgenpost

"Alles wirkt derart kompakt, auch in der Verdichtung auf gerade mal 90 Minuten Spiel, dass die Frage nach der zeitgenössischen Nutzanwendung in den Hintergrund tritt: Wie weit darf Widerstand gehen in Momenten fundamentaler Gefahr? Was ist noch Kompromiss – was schon Verrat? Und ist Gewalt Teil der Lösung oder Teil des Problems? Die Fragen stellt schon das Stück, wir die wir zuschauen sind das Echo."Deutschlandfunk

"Dunkel, verstohlen und ausgesperrt aus dem eigentlichen Zentrum der Öffentlichkeit, versetzt in einen schmalen Hinterbereich der Konspiration, wird es die nächsten eineinhalb Stunden bleiben im BE, wo die slowenische Regisseurin Mateja Koleznik, Meisterin des buchstäblich verdeckten, versteckten Spiels, Jean Paul Sartres politisches Entscheidungsdrama 'Die Schmutzigen Hände' inszeniert hat."Berliner Zeitung

"Wir sehen Hugo und Hoederer als zwei Seiten einer Figur: der des mit der Versuchung zum Verrat kämpfenden Parteiintellektuellen. Diese starke innere Spannung gibt dem Abend seine dramatische Intensität."Neues Deutschland

Medienpartner